Architektur und Auustgewerbe auf der Weltausstellung in §t. Louis.
t2^. Lesezimmer von Adelbert Niemeyer und Karl Bertsch, München.
auf den in Amerika üblich gewordenen Rkarmor-
prunk, bewegt sich aber dabei so vornehm in den
formen eines abgeklärten Empirestiles, daß er als
sin charakteristisches Vergleichsobjekt erklärt werden
darf.
Frankreich ist in seinem Grand Trianon wo-
ntöglich noch zurückhaltender gewesen als England
in der Orangerie. Es hat den Anschein, wie wenn
das Innere, dem es durchaus nicht an bedeutsamen
Einzelheiten fehlt, ganz den Interessen zufällig ver-
einigter Autistanstalten und Firmen überlassen wor-
den wäre, Was dort ati Versuchen, modern zu
werden, vorhanden ist, gehört größtenteils schon
wieder zum überwundenen Stil. Auch bekonimt man
eine Ahnung davon, wie schwer die Geburt einer
neuen und organischen Aunstweise in einem Lande
ist, welches eine so beherrschende Vergangenheit hat
und das so zäh mit den in ihm selbst geborenen
Stilrichtungen verwachsen ist.
Für Österreich hat Baumann einen origi-
nellen Bau geschaffen. Zur modernen Wiener Schule
hinüberneigend, sucht er das Wesen eines Ausstel-
lungsgebäudes in seiner Art zu charakterisieren. Die
ff" förmige Grundrißfigur läßt nach der Eingangs-
seite zwei pergolaumgebene Vorgärten in die Er-
scheinung treten, was dem Ganzen einen maleri-
schen Reiz verleiht. Auch hier soll über das
Innere in vorgreifender Weise folgendes berichtet
werden: Ein erster Rundgang gibt dem Besucher
mancherlei Rätsel aus, die auch hier nur teil-
weise gelöst werden können. Österreichs Beteiligung
ist anfangs offenbar auch nur privater Art gewesen.
Sie ist unvollständig geblieben und gibt nur ein an-
näherndes Bild der dortigen inneren Vorgänge. In
Leopold Bauers etwas reichlich mit Vogelahorn aus-
gestattctem Lesezimmer werden wir durch einen seit-
lichen Erkerausbau überrascht, der, in der Form an
etruskische Gräber erinnernd, eine originelle Aus-
gestaltung in irisierendem Glas erhalten hat.
Den heutigen Stand der unter Rarbachs Leitung
stehenden Wiener Aunstgewerbeschule repräsentiert der
reizende Ausstellungsraum von Prof. Jos. poffmann,
in welchem man entsprechende Schülerentwürfe in
Büchern vereinigt vorfindet. Vortreffliche Einzel-
arbeiten in Edelmetall rc. sind in den verglasten
Wandnischen zur Ausstellung gebracht. Die einfache
t2^. Lesezimmer von Adelbert Niemeyer und Karl Bertsch, München.
auf den in Amerika üblich gewordenen Rkarmor-
prunk, bewegt sich aber dabei so vornehm in den
formen eines abgeklärten Empirestiles, daß er als
sin charakteristisches Vergleichsobjekt erklärt werden
darf.
Frankreich ist in seinem Grand Trianon wo-
ntöglich noch zurückhaltender gewesen als England
in der Orangerie. Es hat den Anschein, wie wenn
das Innere, dem es durchaus nicht an bedeutsamen
Einzelheiten fehlt, ganz den Interessen zufällig ver-
einigter Autistanstalten und Firmen überlassen wor-
den wäre, Was dort ati Versuchen, modern zu
werden, vorhanden ist, gehört größtenteils schon
wieder zum überwundenen Stil. Auch bekonimt man
eine Ahnung davon, wie schwer die Geburt einer
neuen und organischen Aunstweise in einem Lande
ist, welches eine so beherrschende Vergangenheit hat
und das so zäh mit den in ihm selbst geborenen
Stilrichtungen verwachsen ist.
Für Österreich hat Baumann einen origi-
nellen Bau geschaffen. Zur modernen Wiener Schule
hinüberneigend, sucht er das Wesen eines Ausstel-
lungsgebäudes in seiner Art zu charakterisieren. Die
ff" förmige Grundrißfigur läßt nach der Eingangs-
seite zwei pergolaumgebene Vorgärten in die Er-
scheinung treten, was dem Ganzen einen maleri-
schen Reiz verleiht. Auch hier soll über das
Innere in vorgreifender Weise folgendes berichtet
werden: Ein erster Rundgang gibt dem Besucher
mancherlei Rätsel aus, die auch hier nur teil-
weise gelöst werden können. Österreichs Beteiligung
ist anfangs offenbar auch nur privater Art gewesen.
Sie ist unvollständig geblieben und gibt nur ein an-
näherndes Bild der dortigen inneren Vorgänge. In
Leopold Bauers etwas reichlich mit Vogelahorn aus-
gestattctem Lesezimmer werden wir durch einen seit-
lichen Erkerausbau überrascht, der, in der Form an
etruskische Gräber erinnernd, eine originelle Aus-
gestaltung in irisierendem Glas erhalten hat.
Den heutigen Stand der unter Rarbachs Leitung
stehenden Wiener Aunstgewerbeschule repräsentiert der
reizende Ausstellungsraum von Prof. Jos. poffmann,
in welchem man entsprechende Schülerentwürfe in
Büchern vereinigt vorfindet. Vortreffliche Einzel-
arbeiten in Edelmetall rc. sind in den verglasten
Wandnischen zur Ausstellung gebracht. Die einfache